LEARNING FROM ISTANBUL
Hendrik Bohle
Die Ausstellung “Learning from Istanbul – The Use and Appropriation of Urban Space” zeigt Ausschnitte eines umfassenden Kompendiums. Sie wirft einen detaillierten Blick auf diese exzeptionellen Strukturen, um deren gesamtstädtische soziale und ökonomische Relevanz zu untermauern. Die Abwesenheit ausufernder, staatlicher Reglementierungen und das türkische Selbstverständnis der Aneignung städtischen Raums lassen den Stadtbewohnern noch genügend Freiräume, die Entwicklung ihrer Mahalles nach ihren eigenen Bedürfnissen zu programmieren. Halten diese gewachsenen Strukturen dem internationalen Investitionsdruck und den veränderten Bestimmungen im Falle eines EU-Beitritts stand? Können sie eine Antwort auf die sozial- ästhetische Erosion mitteleuropäischer Stadträume sein?
Die „Gefährten“, “Lückenfüller”, “Gleiter”, „Verknüpfer“ und „Siedler“ – Typologien der Ausstellung – haben diese und andere Fragen bereits beantwortet. Die Do-it-yourself-Stadt (oder: informelle Stadt / spontane Stadt) muss im zukünftigen Stadtdiskurs nicht als Gegensatz, sondern als unverkennbarer Bestandteil jeder Metropole gedacht und gelebt werden.