DAS INNERE KIND

Als Kind folgen wir einzig und allein dem Instinkt. Jeder Tag ist eine spannende Entdeckungsreise. Unsere Erlebnisse werden getragen von der Zuneigung der Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung. Mit jedem neuen Tag wachsen Erkenntnisse, aber es schwindet gleichzeitig auch immer ein Stück Vertrauen. Doch im Laufe des Lebens verändern sich Wahrnehmung und Dimension:

Das erste Erdbeereis ist eine Sensation und der verwilderte Garten am Strassenende ist ein Dschungel voller wilder Tiere und Gefahren. Mit den Jahren verlieren wir die Begeisterung für all die einfachen Dinge, und irgendwann sagen uns dann „Foodscouts“ was uns schmeckt und verwunschene Gärten gibt es nur noch in unserer Phantasie. All die wundersamen Geschenke der Natur nehmen wir gar nicht mehr wahr und sogar der geliebte Nachbarsjunge wird ignoriert, nur weil er den falschen Namen trägt. Äussere Impulse nehmen Einfluss auf unser Leben.

Sie sind Bereicherung und Hindernis zugleich, denn in uns entwickeln sich auch Angst und Vorurteile und ein Teil unserer Leichtigkeit geht verloren.

 

Ein Kind macht keinen Unterschied, ob sein Spielkamerad Muslim oder Christ ist, ob Kurde, Armenier oder Jude, ob behindert oder gesund. Ein Kind

hat Lust am Leben und Spaß. Seine Gedanken sind frei und unbelastet.

 

Die Ausstellung ÖZLEM möchte zeigen, dass das innere Kind, das noch in jedem von uns verborgen ist, uns verbinden und Lust am gemeinschaftlichen Leben erwecken kann. Als universelle Sprache dient hierfür die Kunst. Das Projekt bietet uns Ideen und Anreize, um eine Antwort auf die Frage: „Welche Energie kann das innere Kind freisetzen?“ zu finden. Wir können, wenn auch nur für einen Moment, die Unbeschwertheit unserer Kindetage wieder zurückgewinnen und vielleicht sogar ein Stück davon in die Gegenwart zurückholen und dort integrieren.

 

 

Gabriele Kern-Altindis

Istanbul, den 10.10.2018