TULPENMANIAC
Pünktlich zum Frühlingsanfang klärt Erdogan Altindis einen weitverbreiteten Mythos der Blumenwelt auf. Es folgt ein Tulpenthriller mit Happy End in Istanbul…
Sie dachten die Tulpe ist ein echter Holländer? Ganz und gar nicht. Mitte des 16. Jahrhundert kam sie aus der heutigen Türkei nach Mitteleuropa. Im türkischen trägt meine liebste Frühlingsblume einen poetischen Namen: Lale. Nicht nur eine Epoche der osmanischen Geschichte hat den Namen dieser Blume – Lale Devri – in Miniaturzeichnungen, Keramikmustern und Gedichten wurde die beliebteste türkische Blume vertextet und illustriert.
Tulpen für den Wert eines Einfamilienhauses
Durch die ambitionierten Züchtungen der Holländer gibt es heute einige tausend Tulpenarten in unvorstellbar vielen Formen und Farben. Die Blumen, die einst die Osmanen inspirierte, wurde in Europa zum Spekulationsobjekt. Während der sogennante Tulpenmanie wurde die Tulpe zum Liebhaberobjekt der gehobenen Mittelschicht Hollands stilisiert. Was als begehrte Zwiebel der Schönen und Reichen begann, steigerte sich durch kommerziellen Handel zu der ersten dokumentieren Spekulationsblase. Unglaublich… Das Spitzengebot für eine Tulpenzwiebel lag bei 30.000 Gulden. Eine ganz schöne Summe wenn man bedenkt, dass ein Arbeitnehmer im Durchschnitt 150 Gulden pro Monat bekam.Blumen-Business und Luftschlösser
Diese spektakuläre Geschichte hat mich ziemlich beeindruckt. Wer denkt schon, dass Tulpen diesen Wert haben konnten, wo sie doch heute beim Discounter um die Ecke, in Plastikfolie eingeschweißt, für 1,99 im Einkaufskorb landen. Das Blumen aber nach wie vor von Wert sind und auch wie feine Luxusobjekte gehandelt werden können, das hat mein Bruder erkannt.
Adnan und Erdogan Altindis im Blumenfieber
Ganz entgegen der Billig-ist-Besser Mentalität vieler Konsumenten und eingestaubter Friedhofsfloristik hatte er eine geniale Idee. Vor 12 Jahren kam mein Bruder Adnan zu mir und erzählte mir von seinem Konzept: Ein Blumenabo! Seine Kunden sollten wöchtentlich frische Blumen direkt mit Vase geliefert bekommen. Zuerst schüttelte ich skeptisch den Kopf, aber seine Geschäftsidee mit den Blumenabos ist voll und ganz aufgegangen. Heute beliefert die Flower Company namenhafte Boutiquen, Kanzleien, Agenturen und Kaufhäuser in München. Achja, mein Bruder hat nicht Floristik gelernt, er hat seinen Traum einfach nur mit viel Herzblut und Ambition verwirklicht.