
15. MAI – 15. JUNI 2015
ISTANBUL CALLING
Vernissage: Dienstag, 14. Mai, 19 Uhr
Istanbul ist Herausforderung und Leidenschaft zugleich. Ute Helmbold begegnete beidem mehr als 3 Monate und zeichnete.
Mit raschem, fast wildem und barschem Strich kratzt sie die Linien ins Papier. Die schwarzen Fineliner und Filzstifte hinterlassen teils tiefen Furchen, die sich auf das darunter liegende Papier des Zeichenblocks durchdrücken. Farbe ist nicht ihr Ding. Ute Helmbold ist absolute Zeichnerin. „Ich liebe es,“ sagt sie, “Spuren auf dem Papier zu hinterlassen. Erst ist da nur eine Linie, dann werden es viele und schließlich zeigt sich etwas. Zuweilen MUSS ich kratzen, ja, mit geradezu destruktiver Lust die Striche KRATZEN. Dennoch kontrolliere ich sehr genau, mir sind die Kontraste zwischen wuchtigen schwarzen Flächen und feinen Linien wichtig. Konstruktion und Destruktion bilden immer ein Wechselspiel.“
Ute Helmbold
Sie zeichnet immer spontan, zeichnet nie vor. Sie geht hinaus und zeichnet vor Ort, arbeitet mitunter die unfertig hingehauenen Zeichnungen später nach. Überschlagen sich die zahllosen Eindrücke, lässt sie sich von eilig gemachten Schnappschüssen inspirieren oder zeichnet aus der Vorstellung. Ihre Figuren haben zuweilen einen karikaturhaften Ausdruck, ihre Zeichnungen sind dennoch nicht witzig. Ihre Stadtansichten muten oft schroff an – ihre Darstellung von Istanbul ist keinesfalls geschönt. Und sie verzichtet auf Ansichten der Touristenziele, denn sie sucht hinter den Kulissen. „Ich habe so viel gefunden und doch noch lange nicht alles, geschweige denn eine Antwort auf das, was ich eigentlich gesucht habe. Istanbul wird für mich unergründlich bleiben.“
Wie für ein Tagebuch sammelt und bewahrt Ute Helmbold ihre Eindrücke zeichnerisch. Sie zeichnet nicht in ein Skizzenbuch, sondern auf einen Block mit eigenwilligem Format (12,5×25 cm) und einfachem Papier. „Skizzenbücher haben mich schon immer eingeschränkt, sie implizieren, dass jede Seite für eine möglichst gelungene Zeichnung steht. Wenn man spontan arbeitet, wie ich, brauche ich die potentielle Möglichkeit, meine Blätter in den Abfallkorb schmeißen zu können“ sagt sie. Ob und wann sie das tatsächlich tut, verrät sie jedoch nicht:-)
Die Ausstellung zeigt ca. 300 Skizzen und Zeichnungen. Die Blätter sind zu Themenblöcken zusammen gestellt und erzählen auf ihre eigene Weise – von Istanbul.
Geboren in Bremen, studierte Ute Helmbold von 1980 bis 87 Kommunikationsdesign an der Universität GHS Essen. Seit 1987 ist sie als freiberufliche Illustratorin tätig und hat seit 1995 eine Professur für Illustration an der Hochschule für Bildende Künste (HBK) Braunschweig inne. Ute Helmbold lebt und arbeitet in Essen.
MANZARA GALLERY LOUNGE
Tatarbeyi Sokak No 26b
Galata-Beyoğlu-Istanbul, Turkey